Reisefieber
Weihnachtsmarkt Goslar

(11. Dezember 2025) Donnerstagnachmittag. Noch gut eine Stunde vor Küste und eine fette Sahnetorte nach der „Schmucken Witwe“. Eine köstliche Kaffeepause in Bispingen bei Kaffee und Kuchen mit Apfel, Pflaume oder Blaubeere von Konny und Andrea.

Bald sind wir wieder daheim. Das Hinten im Bus ist nicht verstummt, fröhliches Gegiggel von rechts, ernstes Gemurmel von links, der Duft des letzten Glühweins von Hitzacker und kräftiger Salami von Ute. Die hat noch Hunger auf deftig. Manu schläft wieder. Glaube ich. Sie waren schön, die zwei Tage zum Weihnachten mit Wellness in Goslar. Glaube ich.

ZWEI TAGE ZUVOR. DIENSTAG 
Ausgeschlafen spät um elf. Punktgenau steuert André den Witt-Reisebus vom Niendorfer Schwimmbad auf den Weg über die A1 und A7 in den Harz am äußersten Südende des Salzgitter-Höhenzugs. An Bord: 20 Frauen, der Kondukteur und ich. Wir wollen zum Weihnachtsmarkt von Goslar.

Mittagspause im „Giovanni R“ in Laatzen. Von außen eher unspektakulär, aber bei meiner Recherche entdeckte ich das Restaurant samt einer Pasta-Manufaktur und fand: vielversprechend. Vorneweg Pizza, die Beste, die ich je gegessen habe; danach Pasta in drei Variationen zum Teilen. Die von Hand gemachten Ravioli mit Frischkäse an fetziger Orangensauce: ein Gedicht. Das Mehl selbst importiert, die sizilianischen Orangen erst an diesem Morgen aus Italien eingetroffen, erklärt Restaurantleiter Adrian. Er ist stolz auf den Laden, zu Recht.

Es ist Nachmittag geworden. Zwölf Grad, gefühlt aber wärmer, draußen sinkt das Licht und taucht die hübschen Fachwerkhäuser der Stadt mit seinen knapp 47.500 Einwohnern in die Dämmerung. Ankunft Hotel „Der Achtermann“ um viertel fünf, digital 16:15, ein „Firstclass Hotel mit 500 Jahre Geschichte“ (Werbeversprechen), und „nicht irgendein Hotel“ (selbstbewußtes Poster im Lift).

Wir machen kurz einen Sprung zum Abendessen am zweiten Tag und ich gebe das Ergebnis der Bewertung unserer Damen weiter: der Service im Restaurant (Daumen hoch mit Streckung), die extrem weichen Betten und knochenharten Kissen (Daumen tief nach unten), die Größe der Einzelzimmer mit ihrem schmalen Bett: kollektives Aufstöhnen! Man sollte die beiden Direktoren eine Nacht dort selber einquartieren. Ich habe kaum geschlafen. Daumen aber wieder hoch für Kosmetik und Massagen.

Bewertung des Abendessens: Der Raum am ersten Abend im neuen Teil ist spartanisch, nicht schön. Umzug am zweiten Abend in die „Kaisernische“ (Foto unten) im denkmalgeschützten Turm, der dafür traumhaft. Das Buffet:  annehmbare Hausmannskost, fair im Preis-Leistungs-Verhältnis.

Das ist auch unsere einhellige Gesamtbewertung für das „Achtermann“. First-Class: leider nein. Der Begriff Tagungshotel hätte vorsichtig machen können.

MITTWOCH 
Nach dem Frühstück haben zehn von unseren Frauen Creme oder Kneten gebucht, entspannen bei Kosmetik und Wellness-Massagen. Sie kommen wieder und sind eine schöner als die andere.

Es geht zum Weihnachtsmarkt in historischer Kulisse der UNESCO-Welterbestadt, seit diesem Jahr gerade ausgezeichnet mit dem Qualitätssiegel „Excellent European Christmas Market“. Gegen Mittag angenehm leer, erst später am Abend, wenn 160.000 Lichtkerzen den 60 Weihnachtsbäumen und 70 Buden ein strahlend leuchtendes Kleid überziehen, wird es voll, proppenvoll.

Von weit sind sie gekommen, die Menschen aus allen (Bundes-)Ländern her, sogar Dänen aus Kopenhagen haben wir kennen gelernt. Sie bleiben gleich volle vier Tage. Ihr Weihnachtsmarkt im Tivoli ist wunderschön, sagen sie, aber auch ekstremt dyrt, sauteuer.

Wir schlürfen Glühwein, Feuerzangenbowle und heißen Lillet mit Aperol; kosten Bratwurst und Kaminstriezel und überlegen, ob wir die knusprige Ente (sieht super aus) dem inkludierten Dinnerbuffet im Hotel vorziehen sollen.

Die Damen sind in gemischten kleinen Gruppen von vier, fünf oder sechs unterwegs. Einige steigen in die Bimmelbahn am Marktplatz und machen eine Tour von 6,5 Kilometern und 35 Minuten vorbei an 19 Stationen der 1.000-jährigen Kaiserstadt. Für acht Eus ein Schnapper.

Mein Handy bimmelt. „Wo bist Du?“, schreit Ute mir ins Ohr, „du musst uns abholen! Ich glaube, wir sind betr…“, aber da hat sie schon wieder aufgelegt. Ich mache noch schnell ein Foto vom Riesenrad und verziehe mich mit meinem Kindle an den warmen Hotel-Pool. Hier herrscht entspannte Ruhe, nur unterbrochen vom blubbernden Geflüster der Gegenstromanlage alle halbe Stunde.  

Umziehen fürs Abendessen, gestern gab‘s Krautwickel und einen Fischeintopf in Sahne (den fand ich genial); heute Gulasch (auch gut), danach Bienenstich-Creme (noch nie vorher probiert). Die Dessertteller unserer Damen sind voll und ich auch. Gudrun serviert zum Digestiv ein kleines Weihnachtsgedicht. Hatte schmeckt!

Gemeinsamer Gutenacht-Wein oben an der übervollen Bar. Kein Wohlfühlstil, typisches Tagungsambiente im männlich-lieblosen Design, sonst hätte mann mal einen Lichtdesigner engagiert. Die Barkeeperin duftet aber angenehm nach Muglers „Angel“ und ist auch einer. Sie agiert schnell und engagiert und hat trotzdem noch Zeit für ein kurzes Lächeln. Dziękuję bardzo kochanej pani.

DONNERSTAG
Früh um 5.07 Uhr aufgewacht, als ein laaanger Güterzug mein Bett leicht vibrieren lässt. Leider haben auch andere das Problem mit den Gleisen, die direkt am Hotel zum Bahnhof liegen, selbst Zimmer die zur anderen Seite rausgehen wie meins, wachen davon aus. Nur Busfahrer André kriegt davon nix mit, sagt er.

Frühstück, Check-out, noch zwei Stunden vor Abfahrt. Ein paar der Ladies sind nochmal zum After-Travel-Shopping in die Stadt, die sich direkt an unser Hotel anschließt. Pittoreske Gassen mit Altstadthäusern, kleinen Lädchen, Cafés und Restaurants. Sogar eine „Galeria Kaufhof“ haben sie hier, einen „Woolworth“ und ein „Nanu-Nana“. Immerhin.

Es ist viertel eins, digital 12:15, auf die Minute genau. Ich zähle ein letztes Mal die Schäfchen und hake ab, alle an Bord, André startet die Maschine. Nach vier Krankmeldungen kurzfristig vor Reisebeginn hatten wir den großen Luxus-Bus trotzdem ohne Mehrpreis bekommen. Wir 21 reisen allesamt sehr bequem in großer Kutsche mit Platz für 55. Ilona Witt, ich danke Ihnen!

Danke auch dir, lieber André! Du bist und bleibst unser Wunschfahrer und hast uns wieder nicht einttäuscht: Du steuerst die starke PS-Kutsche mit sanfter Hand und bist uns ein fröhlicher Reisebegleiter.

Zusammengetan haben sich die KÜSTENLADIES mit mir als Reiseleiter und der HAUSFRAUENVEREIN NIENDORF mit Bärbel Schütt als First Lady. Frau ist ein Stück näher zusammengerückt, aus ihr und wir wurden wir alle. Manch Telefonnummer wird ausgetauscht, die Reisegruppe in WhatsApp schickt fröhliche Fotos in die Gruppe.

Es ist 17.10 Uhr, die Reise geht zu Ende. In Niendorf steigen die ersten aus, dann weiter zum ZOB Timmendorf und in Scharbeutz wartet meine kleine Freundin auf mich. Große Kulleraugen schauen (etwas vorwurfsvoll?) vom Arm von Heidi, die Lalka zwei Tage behütet und umsorgt hat.

War es schön, meine Damen? Ich hoffe ja! 

Im Frühjahr 2026 wollen wir eine Reise nach Berlin und in die „Blinded by Delight“ im Friedrichstadt-Palast organisieren; im Dezember nächsten Jahres planen die Hausfrauen eine Fahrt mit Bus & Schiff zum Weihnachtsmarkt Rostock und laden uns ein, auch mitzufahren.

Bis hoffentlich bald, schöne Feiertage und einen guten Rutsch – und das Wichtigste überhaupt: Gesundheit und liebe Menschen, mit denen wir zusammen sein können.

Fotos: Adrea P, Bärbel K, Birgit L, Franck W, Frauke N, Gudrun L, Inge E, Iris P, Manu F, Regine S, Silvia Z-C, Ute G. Bett von 123rf.com.